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Betriebsstandortverlegungen sind zwar nur einer von vielen Gradmessern für die Attraktivität des Kantons Zürich als Wirtschaftsstandort - aber ein wichtiger, weil die Entscheidungsträger der Wirtschaft dabei sozusagen «mit den Füssen» abstimmen. Wie dieses Wanderungsgeschehen strukturiert ist und wie es sich langfristig entwickelt hat, zeigt dieser Beitrag.
PETER MOSER – Selbstständiger Politikwissenschaftler (früher Leiter Analyse Statistisches Amt Kt. Zürich)
Basis der Analyse in diesem Beitrag ist die STATENT, die Statistik der Unternehmensstruktur des Bundesamts für Statistik. Sie ist die massgebliche Quelle für vertiefte Analysen der Schweizer Wirtschaftslandschaft und deren Entwicklung. Verglichen mit den rasch verfügbaren Sitzverlegungsdaten der Handelsregisterämter, welche für die Einschätzung des Firmenmigrationgeschehens oft beigezogen werden, hat die etwas gemächlicher produzierte STATENT zwei wesentliche Vorteile: Sie erfasst die Wanderungen der Arbeitsstätten bzw. Betriebe, also jener Einheiten, in denen die Wertschöpfung tatsächlich entsteht, und sie enthält einen wichtigen Indikator für deren wirtschaftliche Relevanz: Zuverlässige Angaben zu den Beschäftigten, die mit ihnen verbunden sind.
Zu den Konstanten des Migrationsgeschehens gehört die Tatsache, dass Jahr für Jahr mehr Betriebe aus dem Kanton Zürich in andere Kantone auswandern als von dort zuwandern: Im Mittel der Dekade 2012-2021 zogen jährlich jeweils 572 Betriebe aus dem Kanton weg, aber nur 456 zu. Dieser negative Saldo von 116 Betrieben entspricht jeweils etwa einem Promille des Zürcher Bestands. Negativ ist der Saldo zumeist auch, wenn man die damit verbundene Beschäftigung betrachtet: Im jährlichen Schnitt standen einem Verlust von 1585 Vollzeitäquivalenten 1388 gewonnene gegenüber, per Saldo gehen also 197 verloren. Bezogen auf die (2021) rund 1.1 Mio. Stellen, welche die Zürcher Wirtschaft anbietet, ist dies natürlich eine marginale Zahl.
Mehr als zehn Vollzeitäquivalente beschäftigt nur jeder Zwanzigste der Betriebe, die ihren Standort über die Kantonsgrenzen verlegen. Die zuziehenden Betriebe sind dabei mit 3 Voll¬zeitstellen im Schnitt etwas grösser als die wegziehenden, die im Schnitt 2.8 aufweisen. Sie sind damit nicht einmal halb so gross wie der Zürcher Durchschnittsbetrieb im Bestand, der rund 6.7 Vollzeitäquivalente beschäftigt. Vielfach dürfte es sich dabei auch um Einzelfirmen handeln, die ihren Standort mit dem Wohnort ihres Inhabers verlegen.
Wenn ein Betriebsstandort verlegt wird, so oft in oder aus einem Nachbarkanton. Bei den (zusammengezählten) Zu- und Wegzügen klar an der Spitze steht der steuerlich gemäss dem CS Tax Monitor nicht besonders vorteilhafte Aargau mit (2012-21) 18 Prozent der Betriebswanderungen, was auch daran liegen könnte, dass dessen Wirtschaftsgebiet, etwa im Limmattal, mit dem des Kantons Zürich zusammengewachsen ist. Es folgen die Tiefsteuerkantone Zug (16 Prozent) und Schwyz (13 Prozent) und dann mit einigem Abstand St. Gallen (10 Prozent) und der ebenfalls steuergünstige Thurgau (9 Prozent). In alle diese Kantone wandern in der Regel per Saldo mehr Betriebe und Vollzeitstellen weg als zu.
Immerhin 30 Prozent der Standortverlegungen finden aber mit der übrigen Schweiz statt. Auch in diese weiter entfernten Gebiete wandern etwas mehr Betriebe weg als zu, doch ist das Verhältnis sehr viel ausgeglichener als bei den Nachbarkantonen – und bei der Beschäftigung ist der Saldo im Schnitt sogar positiv.
Was für die Regionen gilt, trifft auch auf die wichtigen Branchen zu: Der Wanderungssaldo ist im langfristigen Mittel negativ. Die Ströme spiegeln dabei die Standortschwerpunkte und -vorteile der Regionen. Für wegwandernde Zürcher Industrie-, Bau- und Logistikbetriebe ist der Aargau eine beliebte Destination – man profitiert von Netzwerkeffekten und für diese tendenziell flächenintensiven Wirtschaftszweige dürfte dort auch das Land noch etwas günstiger sein als im teuren Zentrum des Zürcher Metropolitanraums.
Am höchsten ist die Konzentration aber bei der Finanzbranche, auf die etwa 6 Prozent der interkantonalen Betriebsstandortverlegungen entfallen. Spitzenreiter ist der Kanton Zug mit einem Anteil von 40 Prozent, gefolgt von Schwyz mit 25 Prozent. In beiden Fällen wandern mehr Betriebe zu als weg. Es ist allerdings wichtig, die Grössenordnungen im Auge zu behalten: Von 2012-2021, in einem Zeitraum von zehn Jahren, wanderten aus der Finanzbranche gemäss der STATENT 126 Betriebe mit 367 Vollzeitäquivalenten aus dem Kanton Zürich nach Zug, 106 Betriebe mit 273 Vollzeitäquivalenten aber auch in umgekehrter Richtung. Pro Jahr wandern also per Saldo etwa zwei Betriebe und neun Vollzeitäquivalente ab.
Geht man ins regionale und branchenmässige Detail, sind die involvierten Mengen also häufig klein – und erst recht gilt das, wenn zusätzlich auch der zeitliche Entwicklungsaspekt einbezogen wird. Die zufälligen Schwankungen von Jahr zu Jahr sind erheblich. Das erschwert die Identifikation von Trends, die belastbare Indizien für die Entwicklung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Zürich im Vergleich mit den umliegenden Kantonen und der übrigen Schweiz liefern würden.
Klar ist allerdings, dass die Zahl der Betriebsstandortverlegungen über die Kantonsgrenzen zwischen 2012 und 2021 tendenziell eher zugenommen hat, und dies auch im Verhältnis zum Zürcher Bestand, der währenddessen ebenfalls um etwa 10 Prozent anwuchs. Zu- und Wegzüge nahmen gleichermassen zu, letztere allerdings etwas stärker, so dass sich der negative Saldo vergrössert hat (Grafik 1). Dabei handelt es sich um ein branchenübergreifendes Phänomen: Das Wanderungsgeschehen auf der Ebene der Betriebe hat sich also intensiviert. Auch für die Beschäftigung gilt das tendenziell, aber dort sind Entwicklungstendenzen wegen der stärkeren Schwankungen vor allem auch beim Saldo weniger deutlich erkennbar (Grafik 2).
Als Zielkantone von Betrieben mit Standort im Kanton Zürich haben insbesondere der Aargau und der Thurgau (letzterer von einem tiefen Niveau ausgehend) an Bedeutung gewonnen. In diesen Kantonen, in denen die Produktionsfaktoren Boden und Arbeit vergleichsweise kostengünstig sind, ist die Zahl der Zuzüge mehr oder weniger konstant geblieben, so dass sich der Saldo deutlich vergrössert hat. Auch die Wegzüge in den bekanntlich sehr prosperierenden Kanton Zug haben zugenommen – dasselbe gilt dort aber, ebenso wie etwa auch für Schwyz, für die Zuzüge.