Coface warnt vor wirtschaftlicher Überhitzung nach US-Wahlen

Zürich - Coface hat die möglichen Konsequenzen der US-Wahlen auf die Weltwirtschaft analysiert. Zudem haben die Experten Martin Naville und Klaus W. Wellershoff in einem Livestream von Coface Schweiz diskutiert, was dies für die Schweizer Wirtschaft bedeuten könnte.

Unabhängig vom Ergebnis werden die aktuellen US-Wahlen, bei denen es neben der Präsidentschaft auch um das Abgeordnetenhaus und ein Drittel des Senats ging, laut Coface-Fachleuten grosse Auswirkungen auf Handel, Steuern und Zinssätze haben. Dabei könnte sich die Tendenz der US-Wirtschaft zur Überhitzung verstärken, so die Einschätzung des global agierende Kreditversicherers und Risikomanagers Coface, der Schweizer Unternehmen seit 1995 bei ihrer internationalen Entwicklung unterstützt.

Demnach führt eine zweite Trump-Präsidentschaft wahrscheinlich zu einer Verschärfung der protektionistischen Handelspolitik. Dies schliesse auch erhebliche Zölle auf Importe ein, insbesondere aus China. Donald Trump hat bereits Zölle in Höhe von 60 Prozent auf chinesische Importe und weitergehende Zölle für Handelspartner angekündigt. Dies könnte laut Coface längerfristig die globalen Lieferketten empfindlich stören und die Kosten für amerikanische Unternehmen in die Höhe treiben.

Im Gegensatz hätte Kamals Harris vermutlich einen strategischeren und massvolleren Ansatz für den Handel verfolgt und sich auf gezielte Beschränkungen gerade gegenüber China konzentriert. Die Experten gehen davon aus, dass die Handelsspannungen fortbestehen werden. Davon wären der Technologie- und Energiesektor stark betroffen.

Beide Kandidierenden hätten umfangreiche öffentliche Ausgaben angekündigt. Das wecke Bedenken hinsichtlich der Inflation und Zinssätze. Ein Inflationsschub könnte die US-Notenbank zu einer restriktiveren Geldpolitik zwingen und damit die Zinssätze erhöhen. Trotz der Risiken bleibe der Dollar weltweit stark und sichere den USA günstige Finanzierungsbedingungen. Sollte jedoch die Unabhängigkeit der Fed in einer zweiten Amtszeit Trumps in Frage gestellt werden, könnte gemäss Coface das Vertrauen in die US-Geldpolitik ins Wanken geraten und die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit zunehmen.

Welche länderspezifischen Auswirkungen die Wahlen auf Schweizer Unternehmen haben könnten, das war Thema einer Livestream-Veranstaltung von Coface Schweiz am 31. Oktober mit den Experten Martin Naville und Klaus W. Wellershoff. Naville ist Senior Advisor der Swiss-American Chamber of Commerce, die er über 20 Jahre bis vor Kurzem leitete. Der Ex-Chefökonom des Schweizerischen Bankvereins und der UBS, Klaus W. Wellershoff, ist Vorsitzender der Zürcher Beratungsfirma Wellershoff & Partners und lehrt Nationalökonomie an der Universität St. Gallen.

Martin Naville betonte in der Debatte etwa Risiken für die Pharmaindustrie unter Trump. Diese hätte er gerade auch unter Harris gesehen, welche den Pharmaunternehmen negativ gegenüberstehe. Dabei sei für die Schweiz in Bezug auf die Wahlen weniger der Kampf um das Weisse Haus wichtig: Im Kongress würden die relevanten Entscheidungen getroffen. Er war von einem Wahlausgang ausgegangen, der dort für knappe Machtverhältnisse und wenig Veränderung sorgt.

Klaus W. Wellershoff setzte dem die Option eines republikanisch geführten Kongresses entgegen. Dabei war er der Meinung, dass die Unsicherheiten unter Trump stark steigen würden und das Umfeld für die Schweizer Wirtschaft bei einem Harris-Sieg komfortabler gewesen wäre. Zudem ging er darauf ein, dass Handelskriege grosse Auswirkungen auf die Schweiz und deren Handelspartner etwa im Bereich der Investitionsgüter hätten.

Beide Experten waren sich im Grundsatz aber einig, dass die Schweizer Wirtschaft keine massgeblichen Einschnitte zu erwarten habe. Naville zeigte sich nicht zuletzt aufgrund hoher Schweizer Direktinvestitionen von der Stabilität der Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA überzeugt. Wellershoff sagte deutlich: „Die amerikanische Wirtschaft ist grossartig “, die Geschäftsmöglichkeiten für Schweizer Unternehmen sollten unter beiden Kandidierenden gross bleiben. Eine Aufzeichnung hiervon ist hier verfügbar. ce/gba

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