Die Pandemie-Krise hat die Schweizer Wirtschaft härter getroffen als die Finanzkrise 2009. Doch nicht alle Firmen wurden gleichermassen getroffen. Das hat eine digital durchgeführte Veranstaltung der Zürcher Handelskammer (ZHK) am Dienstag gezeigt. So seien die Konsumgüterindustrie, die Maschinenbauer und die Chemie gut durch die Krise gekommen, sagte Marco Huwiler, CEO von Accenture Schweiz. Die Schweizer Retailunternehmen dagegen seien härter getroffen worden, wohl auch, weil sie digital schlechter aufgestellt gewesen seien als ihre Wettbewerber in Europa.
Accenture hat in einer Studie untersucht, wie die grossen Schweizer Unternehmen durch die Krise gekommen sind. Ihr Ergebnis: Diejenigen Unternehmen, die bereits vorher erfolgreich unterwegs gewesen seien, gingen auch stärker aus der Krise hervor, so Huwiler – und zwar auch stärker als ihre europäischen Wettbewerber. Die schwächeren Firmen seien weiter geschwächt worden. Erfolgreiche Unternehmen hätten sich in der Krise durch eine starke Innovationskultur, agile interne Abläufe und strategische Flexibilität ausgezeichnet. Huwiler verwies etwa auf den Spezialchemiespezialisten Lonza, der nun den Impfstoff für Moderna produziert.
Auch aus der Sicht von economiesuisse haben überraschend viele Unternehmen die Krise als Chance wahrgenommen. Sie hätten nicht nur Chancen genutzt, Marktanteile auf Kosten von Wettbewerbern zu erlangen, sondern auch, um Neues zu entwickeln, so Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbandes. Insbesondere die Exportindustrie habe ein starkes Chancenbewusstsein gezeigt, da sie auf Erfahrungen aus früheren Schocks zurückgreifen konnte, so Minsch.
Regine Sauter zieht drei Lehren aus der Krise. Zum einen habe die Pandemie deutlich gemacht, wie stark die Schweizer Wirtschaft international verflochten sei. Daher seien neue Freihandelsabkommen das Gebot der Stunde, so die ZHK-Direktorin und Zürcher FDP-Nationalrätin. „Dass wir jetzt daran sind, unser Verhältnis zu unserem wichtigsten Handelspartner aufs Spiel zu setzen, finde ich absolut fahrlässig“, fügt sie mit Blick auf die Blockade beim Rahmenabkommen mit der EU hinzu. Zum anderen hätte die Pandemie die Schwächen in der Digitalisierung offengelegt, besonders in der öffentlichen Verwaltung. Drittens sei deutlich geworden, wie wichtig Innovationen sind. So seien die Impfstoffe gegen Corona schnell entwickelt worden. Für Innovationen brauche es aber die richtigen Rahmenbedingungen. „Wachstum und eine florierende Wirtschaft sind keine Selbstverständlichkeit“, so Regine Sauter. Der Wohlstand müsse aber der ganzen Gesellschaft zugute kommen.
Die Veranstaltung kann auch nachträglich auf Youtube geschaut werden. stk