Givaudan ist ein weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Aromen und Düfte und setzt seit Jahrzehnten Massstäbe in Innovation, Nachhaltigkeit und Qualität. Die Erfolgsgeschichte begann 1895 in Zürich, als die Brüder und ETH-Absolventen Léon und Xavier Givaudan das Unternehmen an der Badenerstrasse gründeten. Die Brüder verloren aber bald ihr Geschäftslokal. Der benachbarte Bäcker hatte sich darüber beschwert, dass seine Kunden wegen des Parfümgeruchs sein Brot nicht mehr mochten. Danach verlegten die Brüder den Sitz ihres Startups nach Genf.
Heute ist Givaudan in Zürich an zwei bedeutenden Standorten vertreten: Dübendorf ist einer von fünf Produktionsstandorten in Europa der Division Taste & Wellbeing. Hier werden natürliche Extrakte wie Vanille als auch pulverförmige Aromen für die Lebensmittelindustrie hergestellt. In Kemptthal bei Winterthur befindet sich das Zürich Innovation Center, ein wichtiges Zentrum für Forschung und Entwicklung. Mit rund 16’000 Mitarbeitenden weltweit arbeitet Givaudan an der Vision, Erlebnisse zu schaffen, die Genuss, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit vereinen. Von der verantwortungsvollen Beschaffung der Rohstoffe bis zur Produktion verfolgt das Unternehmen das Ziel, die Umwelt zu schonen und die Lebensqualität zu verbessern – eine Philosophie, die tief in der DNA von Givaudan verwurzelt ist.
Wir treffen Markus Gautschi am Standort in Kemptthal, wo er sich nach einer ausführlichen Führung durch die eindrücklichen Räumlichkeiten in der Cafeteria Zeit für die Fragen der Zürcher Handelskammer nimmt.
Herr Gautschi, wie wichtig ist der Standort Schweiz, insbesondere Zürich, für Givaudan?
Der Standort Schweiz, und besonders Zürich, hat für Givaudan eine zentrale Bedeutung. Hier liegt unser Ursprung – unser Unternehmen wurde in Zürich gegründet. Zudem besteht mit der ehemaligen Chemischen Fabrik Flora AG in Dübendorf, die vor über 125 Jahren Teil unserer Geschichte wurde, eine lange Verbundenheit mit der Region. Die Schweiz bietet uns eine ideale Basis für unser globales Geschäft, und Zürich ist dabei ein zentraler Knotenpunkt.
Wie wirkt sich der Standort Zürich auf die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von Givaudan aus?
Zürich bietet uns eine Vielzahl an strategischen Vorteilen: Die Nähe zu Universitäten wie der ETH Zürich, einer der weltweit führenden Forschungsinstitutionen, ist ein zentraler Faktor für unsere Innovationskraft. Ebenso profitieren wir von der hervorragenden internationalen Anbindung durch den Flughafen Zürich sowie der hohen Lebensqualität, die Zürich zu einem attraktiven Standort für Talente macht. Bei uns arbeiten Menschen aus 60 verschiedenen Nationen. Die Stadt Zürich ist ein bedeutender Forschungsstandort mit idealen Bedingungen für unser Geschäft. Dank der Kombination aus erstklassiger Infrastruktur, wissenschaftlicher Exzellenz und Lebensqualität sehen wir hier enorme Vorteile für unsere Wettbewerbsfähigkeit und unser kontinuierliches Wachstum.
Welche Standortfaktoren sollten Ihrer Meinung nach verbessert werden?
Eine der grössten Herausforderungen liegt in der Schaffung optimaler Rahmenbedingungen, um die Schweiz als Forschungs-, Produktions- und Unternehmensstandort weiterhin attraktiv zu halten. Aus unserer Perspektive ist es essenziell, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für Forschung und Entwicklung gestärkt wird. Es ist wichtig, dass wir in der Schweiz offen für neue Innovationsansätze bleiben, anstatt diese durch Verbote zu blockieren. Fortschritt lebt von Offenheit und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Indem wir Forschungsaktivitäten fördern und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, können wir langfristig sicherstellen, dass die Schweiz ein international wettbewerbsfähiger Standort bleibt.
Das Verhältnis zur EU steht vor einer Belastungsprobe: Wie wichtig ist die Weiterentwicklung des bilateralen Weges respektive das Verhältnis zur EU für Givaudan?
Für Givaudan ist eine stabile und zuverlässige Beziehung zur EU von grosser Bedeutung. Europa ist ein wichtiger Markt für uns. Themen wie die Personenfreizügigkeit oder die Vollassoziierung der Schweiz an EU-Forschungsprogramme sind wichtige Erfolgsfaktoren, nicht nur für Givaudan, sondern auch für den Wohlstand der Schweiz. Der Forschungsstandort Zürich, der für uns und viele andere Unternehmen von zentraler strategischer Relevanz ist, muss weiterhin attraktiv bleiben. Der freie Austausch von Talenten, Ideen und Innovationen ist essenziell, um unsere Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene zu sichern. Eine enge und konstruktive Zusammenarbeit mit der EU ist hierfür unerlässlich.
Givaudan ist seit 1962 Mitglied der Zürcher Handelskammer. Was bedeutet diese Mitgliedschaft für Sie?
Eine klare Priorisierung und Bündelung der Kräfte ist aus der Sicht von Givaudan entscheidend, um etwa in der Nachwuchsförderung, der technischen Ausbildung oder der Forschung eine grössere Wirkung zu erzielen. Der langfristige Erfolg von Zürich als Wirtschafts- und Forschungsstandort hängt unter anderem auch davon ab, wie gut wir solche Ressourcen koordinieren. Besonders im Hinblick auf die Unsicherheit mit Horizon Europe müssen wir sicherstellen, dass die Schweiz attraktiv bleibt und weiterhin hochqualifizierte Talente anzuziehen vermag. Der Verlust von Spitzenforschern würde die Qualität unserer Bildung und Innovationen langfristig gefährden und könnte einen Teufelskreis auslösen.