Fünf Fragen an Beat Walti, Präsident Verband Immobilien Schweiz und Nationalrat

Sie präsidieren den Verband Immobilien Schweiz VIS, der die Interessen von institutionellen Investoren wie Pensionskassen, Versicherern sowie privaten Immobilienunternehmen vertritt. Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen im Schweizer Wohnungs- und
Immobilienmarkt?

Bei steigender Nachfrage nach Wohnraum – getrieben durch Wohlstand, Demographie und Bevölkerungswachstum – treffen bauwillige Investoren auf immer mehr Hindernisse, die Sanierungen und Neubauprojekte wirtschaftlich unattraktiv erscheinen lassen. Verknappung und steigende (Angebots-) Mieten sind die Folge.

Im Kanton Zürich wurden drei Initiativen von linker Seite eingereicht, die sich alle um das Thema Wohnen drehen. Es wird ein Mietzinsdeckel, ein Vorkaufsrecht sowie ein staatlicher Wohnbauförderfonds gefordert. Was für Folgen haben solche Forderungen auf den Wohnungsmarkt?

Alle diese staatlichen Eingriffe in den Wohnungsmarkt schrecken private und institutionelle Investoren ab, weil Immobilienprojekte wirtschaftlich nicht mehr interessant sind. Bautätigkeit und Angebotsentwicklung kommen zum Erliegen, wie das Beispiel Basel eindrücklich zeigt – zum Schaden all derer, die in Zukunft eine Wohnung suchen. Wer im Alter eine andere Wohnung sucht, eine Familie gründet, sich scheiden lässt, für einen Job umziehen muss oder aus dem Elternhaus auszieht, ist auf einen funktionierenden Wohnungsmarkt angewiesen. Markteingriffe und die staatliche Verwaltung der Wohnungsknappheit verschlimmern das Problem.

Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt im Kanton Zürich das Angebot – gleichzeitig wird zu wenig gebaut. Woran liegt das?

Immer längere und komplexere Verfahren sind ein grosses Problem. Sinnvolle und gut gemachte Verdichtung in den Zentren geht kaum ohne sogenannte Gestaltungsplanverfahren. Dieser Weg zum Ziel ist aber sehr lang, steil und unberechenbar geworden, Stichworte sind Denkmalpflege, ISOS oder Lärmschutzvorschriften. Damit werden auch die wirtschaftlichen Risiken solcher Projekte immer grösser – und häufig unvertretbar. Investoren verzichten dann auf Projekte oder realisieren nur das, was in der sogenannten Regelbauweise möglich ist.

Wie kann aus Ihrer Sicht im Einklang mit der bereits ansässigen Bevölkerung mehr Wohnraum in urbanen Gebieten erstellt werden?

Wir dürfen auf keinen Fall in den Teufelskreis von mehr staatlichen Eingriffen und weiter abnehmender Bautätigkeit hineinkommen – im Gegenteil braucht es eine Vereinfachung der Bauordnungen und mehr Anreize für Wohnbauprojekte. Seitens der Investoren braucht es aber auch Respekt und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Mieterinnen und Mietern, zum Beispiel durch Ersatzlösungen während Sanierungen. Grundsätzlich ist aber eine «gesunde» Leerstandsquote die beste Verbündete der Mieterinnen und Mieter, deshalb muss die Trendumkehr bei der Bautätigkeit auch in ihrem Interesse gelingen.

Das Thema Wohnen wird aktuell kontrovers und emotional diskutiert. Was braucht es, damit eine sachliche und lösungsorientierte Diskussion möglich ist?

Es gibt viele Beispiele für eine gute Angebotsentwicklung, diese müssen auch prominent dargestellt werden. Zur Versachlichung der Diskussion trägt auch eine wirksame Unterstützung für wirtschaftlich Schwache bei: Hilfe, die da ankommt, wo sie wirklich benötigt wird. Hier wäre mehr individuelle Unterstützung nötig (sogenannte Subjekthilfe, wie bei den Krankenkassenprämien), anstelle von staatlich verbilligten Wohnungen, in denen nicht immer diejenigen wohnen, die die Hilfe wirklich brauchen. Mit dem Kauf von Wohnraum durch den Staat ist auch noch keine einzige Wohnung zusätzlich gebaut – es entscheidet einfach jemand anders, wer darin wohnen darf. Ich bin überzeugt, dass eine Mehrheit diese Zusammenhänge versteht.

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