Zürich und die Schweiz sind punkto Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Spitzenklasse, aber der Trend ist nicht unser Freund. Es häufen sich die Studien, in denen Zürich oder die Schweiz Terrain einbüssen. Zuletzt wies Anfang Mai eine Analyse zur Innovationskraft aus, dass im Bereich der Vernetzung respektive der Kollaborationen der Kanton Zürich gegenüber Konkurrenzstandorten wie München oder Stockholm Boden gutzumachen habe.
Und nun dies: Dänemark hat die Schweiz von ihrem ersten Platz im IMD World Competitiveness Ranking verdrängt. Dieses Ranking wird vom Lausanner International Institute for Management Development (IMD) – an fehlendem Heimvorteil kann das Abrutschen auf Rang zwei also nicht liegen. Alarmstimmung muss wegen dieses einzelnen Rankings nicht aufkommen. In der Summe zeigen die Studien aber deutlich, dass unser Wohlstand, unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere Innovationskraft keine Selbstverständlichkeit sind. Wir müssen gute Rahmenbedingungen schaffen. Und wir müssen unserer Vernetzung mit der Welt und insbesondere mit Europa Sorge tragen.
Institutionelle Frage zügig lösen
Passend dazu haben gestern der europäische Wirtschaftsdachverband BusinessEurope und die beiden Schweizer Dachverbände Schweizerischer Arbeitgeberverband (SAV) und Economiesuisse den Bundesrat und die EU-Kommission in einem dringlichen Appell aufgefordert, das weitere Vorgehen zur Regelung der institutionellen Fragen in der Europapolitik zügig festzulegen. Gleichzeitig soll die Schweiz am europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe wieder teilnehmen können. Economiesuisse und der SAV sind laut eigenem Bekunden über den bisherigen Verlauf der exploratorischen Gespräche zwischen der Schweiz und der EU sehr besorgt und fordern die rasche Wiederaufnahme der Verhandlungen.
Die ZHK unterstützt diese Offensive ausdrücklich. Die ZHK-Direktorin Regine Sauter hat sich gerade am Freitag an der «Nacht der Unternehmer» deutlich zum Thema geäussert: «Der Bundesrat muss Leadership zeigen, eine Lösung entwickeln und für diese kämpfen – Überzeugungsarbeit leisten. Hätte er dies schon beim Rahmenabkommen gemacht, wären wir heute vielleicht weiter.» Nun gilt es, nach vorne zu blicken und möglichst bald eine Lösung zu finden. Die Schweiz und Europa verbindet viel mehr, als sie trennt – gerade angesichts der geopolitischen Entwicklungen wäre fatal, wenn man sich gegenseitig in Details verkeilt und sich gegenseitig blockiert. Es braucht bald einen Befreiungsschlag. asü