Zum Jahrhundertwechsel nahm die Globalisierung an Fahrt auf und es folgten für Zürich Jahre des Wachstums, der Öffnung und des Wohlstands. Doch auch der starken Anpassung an ein durch die Finanzkrise geprägtes Umfeld. All das habe Zürich stark verändert und auf den ersten Blick neue Freiheiten gebracht, sagte Regine Sauter, die Direktorin der Zürcher Handelskammer (ZHK), anlässlich des Neujahrsanlasses der ZHK und Arbeitgeber Zürich VZH. „Doch die Freiheit ist nur vermeintlich gewachsen. Oft konkurriert moralisches Verhalten fälschlicherweise mit dem Konzept eines selbstbestimmten Lebens“, so Sauter. Sie rief dazu auf, in Verantwortung für die Gemeinschaft gerade heute die Freiheit des Einzelnen zu verteidigen.
Im Sofagespräch unter Moderation von Reto Brennwald betonten auch die Diskutanten, jeder müsse aktiv den Wandel mitgestalten. Der ehemalige Zürcher SP-Regierungsrat Markus Notter sah zunehmende Polarisierung und verhärtete Fronten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht den Weg der USA gehen, doch wir müssen unsere Problemlösungsfähigkeit erhalten und kompromissfähig bleiben.“
Stichwort bei Notter wie bei den anderen Podiumsteilnehmenden war das soziale Miteinander. Laut der Leiterin des Bernhard-Theaters, Hanna Scheuring, hätten die Menschen zunehmend mit Orientierungsverlust zu kämpfen. Sie baute auf eine Gegenentwicklung, die sich im direkten Kontakt der Menschen entfalte – etwa im Theater. Stilexperte Jeroen van Rooijen betrachtete als Mitinhaber des Concept Store CABINET kritisch das Sterben des Einzelhandels, betonte aber: „Läden entwickeln sich zu Orten sozialer Begegnung und erlangen durch begeisterte Kundschaft ganz neue Bedeutung.“
Aber hat Zürich letztlich ein Plus an Lebensqualität in den letzten 20 Jahren zu verbuchen? Der Geschäftsleiter von Arbeitgeber Zürich VZH, Hans Strittmatter: „Eindeutig ja. Und wir alle sind in der Verantwortung, dass dies so bleibt und sich weiter verbessert.“ yvh