Schweizer Wirtschaft hebt sich positiv von EU-Partnern ab

Zürich/Paris - Im aktuellen Barometer der Länder- und Sektorenrisiken stuft Coface vier Länder hoch- und eines herab. Im Euroraum soll das Wirtschaftswachstum 2025 bei 1,3 Prozent, in der Schweiz bei 1,8 Prozent liegen. Die Stabilität der Schweiz ist weiterhin auf höchstem Niveau.

Der global agierende Kreditversicherer und Risikomanager Coface bestätigt der Schweiz in seinen aktuellen Barometer der Länder und Sektorenrisiken ihre Top-Bewertung von A1. Im Rahmen seiner regelmässigen Analysen zur Entwicklung der Weltwirtschaft zeigt Coface wichtige Trends und deren lokale Auswirkungen auf. Die Schweiz, wo Coface Unternehmen seit 1995 in ihrer internationalen Entwicklung unterstützt, gehört demnach gemeinsam mit Dänemark und Norwegen weiterhin zur Spitzengruppe. Mit den Niederlanden ist sie auch das einzige Land, das in keinem Sektor ein sehr hohes Risiko aufweist.

 

Für die Schweiz wird nach einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent 2024 im kommenden Jahr eine Steigerung von 1,8 Prozent prognostiziert. Diese Leistung sei hauptsächlich auf die im europäischen Vergleich niedrige Inflation und die Kontrolle öffentlicher Finanzen zurückzuführen, heisst es in der Detailauswertung der Schweiz. Damit setze sich das Land von seinen europäischen Partnern ab.

 

Im Barometer wurden 162 Länder sowie 23 Sektoren berücksichtigt und nur in fünf Fällen das Länderrisiko angepasst: Für Albanien, Zypern, Ruanda und Costa Rica wurde die Bewertung angehoben; Israel wurde herabgestuft. Bei den Bewertungen einzelner Sektoren wurden nur zwölf Herauf- und fünf Herabstufungen vorgenommen. Diese Beobachtungen festigen die Coface-Einschätzung, dass die sanfte Landung der Weltwirtschaft nach der Pandemie „im Grossen und Ganzen weiterhin recht reibungslos“ verlaufe. Auch wenn die Wirtschaft damit unter ihrem Potenzial bleibe und die Entwicklung nicht überall im gleichen Tempo geschehe.

 

Die politischen und sozialen Risiken sind nach wie vor extrem hoch. Gleichzeitig nimmt die Inflation ab und liegt etwas über 2 Prozent, was zu einer Lockerung der Geldpolitik und sinkenden Zinsen führt. Überhaupt sieht Coface eine „Ära der Haushaltskonsoldierung" heraufziehen. Cofaces Hauptszenario für 2025 geht davon aus, dass sich das globale Wachstum bei einem prognostizierten Wachstum von 2,6 Prozent stabilisieren wird. Dabei sei es eher die Eurozone als die USA oder China, die zu einer leichten Abschwächung der Weltwirtschaft beitrage.

 

Der Euroraum hat nach einem vielversprechenden Start in das Jahr 2024 einen erneuten Einbruch im Industriesektor erlebt. Besonders betroffen ist Europas grösste Volkswirtschaft Deutschland. Allgemein sieht es für Europas Bausektor „düster" aus. Der Dienstleistungssektor wurde vor allem durch den Tourismus im Süden Europas getrieben, ist nun aber ebenfalls rückläufig. Der private Konsum wird durch eine anhaltend hohe Sparquote und die erhöhte politische Unsicherheit gebremst.

 

Bei sieben EU-Staaten ist die Neuverschuldung zu hoch, weswegen die EU im Juli 2024 Defizitverfahren gegen Frankreich, Italien, Belgien, Malta, Polen, Ungarn und die Slowakei eingeleitet hat. „Die betroffenen Länder wurden zu einem harten Sparkurs verpflichtet, womit weitere Wachstumsimpulse ausbleiben“, wird Coface-Volkswirtin Christiane von Berg zitiert. Für den Euroraum wird für 2025 von einem Wachstum von 1,3 Prozent ausgegangen.

 

Die Wirtschaft in den USA erweist sich derweil als widerstandsfähig, die Binnennachfrage seit 2023 als solide und der Arbeitsmarkt beruhig sich. In China verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum weiter, während mit strukturellen Problemen gekämpft wird. Etwa in Bezug auf sinkende Immobilieninvestitionen und die schwache Nachfrage wurden Massnahmen ergriffen, deren Wirkung sich noch langfristig zeigen muss.

 

Ein entscheidender Faktor, der in den vergangenen Jahren zu höheren Indexwerten beiträgt, ist die allmähliche Verschiebung des globalen Fragilitätsindex. Dieser hat sich seit 2014 kontinuierlich verschlechtert und stieg im Berichtszeitraum weltweit um 1,6 Punkte auf 54,6 Prozent. Dies, so Coface, spiegelt die Erosion der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten in verschiedenen Teilen der Welt wider, was einen fruchtbaren Boden für politische und soziale Unruhen schafft. ce/mm

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