Demografische Veränderung zu einer überalternden Gesellschaft, Digitalisierung und Fachkräftemangel – das sind drei Megatrends, die unsere Gesellschaft bewegen und speziell im Gesundheitswesen hart aufeinanderprallen.
Die Pyramide steht auf dem Kopf: Eine überalternde Gesellschaft hat immer höhere Erwartungen an das Leben im Alter und vor allem an das Gesundheitswesen. Wir wollen nicht nur älter werden, sondern auch länger fit, beweglich und möglichst selbstständig sein. Und je älter wir werden, desto mehr Zeit haben wir, Gesundheitskosten zu generieren. Doch wer leistet die Arbeit dafür? Und wer zahlt dies? Wir können nicht für einen Golf bezahlen und dafür einen Porsche erhalten. Wenn die Schweiz dies will, müssen wir nicht nur viel Geld in die Hand nehmen, sondern mit diesen Megatrends extrem sorgfältig umgehen.
Die Digitalisierung kann hier viel ermöglichen. Denn sie macht vieles günstiger, effizienter und effektiver. Dazu braucht es durchgängige Daten. Denn diese helfen unter anderem mit Outcome-Forschung, dass Behandlungen zielgerichteter bis zu personalisiert und somit effektiver werden. Sie trägt dazu bei, dass es weniger Menschen im System braucht und die Spitalaufenthalte kürzer werden.
Digitalisierung ersetzt jedoch keine Fachkräfte. Nein, es braucht sie mehr denn je. So wird auch der Einsatz von Robotern und modernster Technik das Spezialistentum noch weiter fordern. Und effiziente Prozesse im Gesundheitswesen verlangen immer top ausgebildetes, verlässliches und motiviertes Personal. Womit wir beim nächsten Megatrend sind: dem Kampf um Fachkräfte.
Um Gegensteuer zu bieten, müssen wir die Gesundheitsberufe so attraktiv wie möglich für junge Menschen machen, damit sie ins System einsteigen. Aber auch Anreize setzen, um dabeizubleiben, bis zur Pension oder am besten noch länger. Neue Zeitmodelle, Flexibilität, mehr Freizeit oder Geld, Investition in Ausbildung sind nur einige Stichworte. Selber erlebe ich zum Beispiel, wie wir Ärztinnen und Ärzte als Senior Consultants oder pensionierte OP-Fachleute oder Mütter dank einem flexiblen respektive familienfreundlichen Arbeitsmodell im Mitarbeitendenpool halten können. So verhindern wir den Verlust von Know-how und Ressourcen. Gleichzeitig profitieren unsere vollbeschäftigten Mitarbeitenden von der Unterstützung.
Wie lange wir uns das heutige System noch leisten können, wird sich zeigen. Persönlich bin ich überzeugt, dass es in diesem Feld von Megatrends nur wenige Spitäler schaffen werden, zu überleben und gewinnbringend für die Gesellschaft zu sein: diejenigen, die ihre Hausaufgaben machen mit einer lösungsorientierten Digital- und einer guten Wertestruktur, um Talente zu gewinnen und zu halten, und zugleich eine medizinische Kompetenz auf höchstem Niveau bieten.