Was macht Zürich aus Ihrer Sicht standortpolitisch gut – und wo besteht Luft nach oben?
Stabile Rahmenbedingungen, die gute Erreichbarkeit und eine hohe Lebensqualität machen den Kanton Zürich attraktiv. Sorgen bereiten uns die Steuersituation und die zunehmende Regulierung auf verschiedenen Ebenen, beispielsweise im Bereich Bauen und Wohnen.
Im Bereich der Steuerbelastung hat der Kantonsrat eine moderate Senkung des Gewinnsteu-ersatzes von 7 auf 6 % beschlossen. Die Linke ergreift das Referendum. Wie wichtig ist ein Ja der Zürcher Stimmberechtigten zu dieser Vorlage?
Die Steuerbelastung ist im internationalen Vergleich zwar moderat, im nationalen Vergleich aber hoch. Ich teile die Ansicht von Regierung und Parlament, dass der Kanton Zürich klaren Handlungsbedarf hat: Er liegt schweizweit auf dem zweitletzten Platz. Mit der Senkung wird Zürich noch lange kein Steuerparadies. Von einer starken Wirtschaft profitieren alle Zürcherinnen und Zürcher.
Stark umkämpft ist das Thema Wohnen: Was braucht es, damit wieder mehr gebaut werden kann?
Genf und Basel zeigen, dass Regulierungen wie eine Wohnschutzinitiative kontraproduktiv sind. In Genf ist der Immobilienpark inzwischen veraltet. Es wäre unklug, wenn Zürich solche offensichtlich falschen Rezepte kopieren würde. Wir müssen vielmehr die bestehende Bausubstanz unterhalten und, wo sinnvoll und möglich, erneuern und zusätzlichen Wohnraum schaffen. Hier helfen schnellere Verfahren.
Am 18. März 2024 hat der Bundesrat die Verhandlungen mit der EU über die Bilateralen III aufgenommen. Welche Bedeutung hat für Sie und Ihr Unternehmen die Weiterentwicklung des bilateralen Wegs?
Die Schweizer Versicherungswirtschaft verfügt über ein gültiges Dienstleistungsabkommen mit der EU, das in den laufenden Verhandlungen nicht hinterfragt wird. Das ist für die Versicherungsbranche mit ihrer hohen Wertschöpfung wichtig. Da noch kein ausgehandelter Vertrag vorliegt, nehme ich zu weitreichenden Themen, wie z.B. Auswirkungen auf die Standortquali-tät, heute noch keine Einschätzung vor.
Swiss Life hat zusammen mit der Flughafen Zürich AG in das Milliardenprojekt «The Circle» investiert und hält eine 49-Prozent-Beteiligung. Wie entwickelt sich das Engagement, was sind die Perspektiven?
Der Circle hat sich zu einem beliebten und erfolgreichen Business- und Dienstleistungshub entwickelt, wo sich jeden Tag mehrere Tausend Menschen begegnen, um zu arbeiten, zu verweilen oder etwas zu erledigen. Die Auslastung der Büros ist sehr gut, und auch die gastronomischen Angebote, Dienstleistungen aus dem Gesundheitsbereich sowie das Hotel- und Convention-Angebot haben sich sehr gut etabliert.