Der Bundesrat soll nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU rasch einen Fahrplan für das künftige Verhältnis zu Europa festlegen. Dies fordert Martin Eichler, Chefökonom des BAK, in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung „Le Temps“.
„Kurzfristig wird die Schweiz ohne ein Rahmenabkommen nicht zusammenbrechen“, so Eichler. Allerdings habe bereits das Beispiel der Medtech-Branche die Grenzen der bilateralen Abkommen aufgezeigt. Diese hatte im Mai den Zugang zum EU-Binnenmarkt verloren.
Grosse Verlierer der Entwicklung seien Wirtschaftssektoren, die eng mit dem EU-Markt verflochten seien. Zu diesen gehören laut Eichler neben der Medtech-Branche etwa die Investitionsgüterindustrie, der Maschinenbau oder die Zulieferfirmen der Automobilindustrie.
Zwar habe das BAK die ökonomischen Folgen der gescheiterten Verhandlungen über das Rahmenabkommen noch nicht beziffert. In einem Zeitraum von 13 Jahren könnte die Erosion der Bilateralen jedoch zu Einbussen von 4,4 Prozent beim Bruttoinlandprodukt (BIP) führen, meint Eichler. Ausserdem seien negative Folgen für das Bevölkerungswachstum zu erwarten. Insgesamt schätzt er die Einbussen beim BIP so auf 6,6 Prozent ein, was etwa 50 Milliarden Franken entspricht.
Eichler weist ausserdem auf den Ausschluss der Schweizer Universitäten vom EU-Forschungsprogramm Horizon hin. Dies dürfte sich negativ auf die Innovationskraft der Schweiz auswirken. ssp