Avenir Suisse will die „Zollburg Schweiz“ schleifen. „Zölle sind ein wirtschaftspolitisches Instrument aus vergangenen Zeiten“, schreibt Marion Bonato in einem Beitrag auf dem Blog der Denkfabrik. Der Wirtschaftsforscher bei Avenir Suisse sieht in der Abschaffung von Zöllen eine „Chance für den Wirtschaftsstandort Schweiz“.
Die Abschaffung der Zölle im Agrarsektor sei „im Schweizer Politikumfeld“ allerdings „ein Herkulesaufgabe sondergleichen“, meint Bonato. Als Kompromiss schlägt der studierte Volkswirtschaftler einen Agrarfreihandel für nicht im Inland angebaute Produkte vor.
Bei den Industriezöllen spricht sich Bonato hingegen klar für eine ersatzlose Streichung aus. Ihr Nutzen sei zu vernachlässigen, ihr volkswirtschaftlicher Schaden hingegen gravierend, schreibt der Forscher der Denkfabrik. Konkret geht Bonato von maximalen Verlusten bei den Staatseinnahmen in Höhe von 482 Millionen Franken jährlich aus. Ihnen stünden Einsparungen für Importeure und Exporteure in Höhe von 243 Millionen Franken sowie ein Zuwachs des Bruttoinlandprodukts um knapp 1 Milliarde Franken gegenüber. Bei seinen Angaben stützt Bonato sich auf Erhebungen des Staatssekretariat für Wirtschaft aus dem Jahre 2017.
„Angesichts der anhaltenden Coronakrise muss die Schweiz jede wirtschaftspolitische Gelegenheit nutzen, um die gebeutelten Unternehmen zu entlasten und konkurrenzfähiger zu werden“, schreibt Bonato. Nach Annahme des Vorschlags des Bundesrat zur Streichung der Industriezölle durch den Ständerat müsse der Nationalrat nun die Gelegenheit wahrnehmen, „die Prosperität der Schweiz mit einer simplen Massnahme stark zu fördern“.
Auch die Zürcher Handelskammer hat sich 2019 für die Abschaffung der Industriezölle ausgesprochen. Dies sei aber für das Exportland Schweiz nur ein verhältnismässig kleiner Schritt, heisst es in einer Mitteilung. Es sei zudem nötig, die Handelshemmnisse ab- und das Netz von Freihandelsabkommen auszubauen. Auch eine Senkung der Importzölle auf Agrarprodukte und Lebensmittel dränge sich auf. hs