Coface stellt Schweizer Risiken in globalen Kontext

Zürich - Die Schweizer Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig in den derzeitigen Krisen, ist jedoch keine Insel. Der Kreditversicherer und Risikomanager Coface informierte bei einer Konferenz über die Hintergründe einer Herabstufung der Schweiz und über globale Risikoszenarien.

Im Risikobarometer des Kreditversicherers und Risikomanagers Coface wird die Schweiz in der aktuellen Risikobewertung herabgestuft. Von der besten Note A1 fiel sie zusammen mit Luxemburg und Dänemark auf A2. Auf der Länderrisikokonferenz von Coface in Zürich stellte die Expertin Christiane von Berg die Gründe hierfür in einen globalen Kontext. Als Chefvolkswirtin von Coface Nordeuropa und Belgien erläuterte sie die Ergebnisse des Risikobarometers für das dritte Quartal 2022, bei dem die weltweite Wachstumsprognose für 2023 auf unter 2 Prozent nach unten korrigiert wurde. Das Barometer bildet insgesamt die Risikoentwicklung von 162 Ländern und den 13 wichtigsten Wirtschaftssektoren in 28 Ländern ab.

Den besten Platz für das Länderrisiko verlor die Schweiz bereits einmal im ersten Pandemiejahr, wurde dann jedoch wieder auf A1 heraufgestuft. Jetzt verleiht Coface nur dem Gaslieferanten Norwegen die Bestnote, einem der Gewinner der augenblicklichen Situation. Von Berg hob hervor, die Schweiz manövriere gut durch die Krisen. Etwa in Bezug auf die Risiken in den Wirtschaftssektoren zählt sie trotz einzelner Herabstufungen zusammen mit den Niederlanden zu den bestbenoteten Ländern in Westeuropa. Würde die Schweiz ihren guten Kurs beibehalten, könnte sie mit Luxemburg rasch wieder nach oben gestuft werden. Dennoch habe man mit der Herabstufung ein Signal setzen wollen: „Die Schweiz ist keine Insel”, sagte sie.

Die Expertin ging unter anderem auf die Entwicklung des Schweizer Nachbarlandes Italien ein: Es wird mit der Note B bewertet, die normalerweise nicht für westeuropäische Staaten zum Einsatz kommt. Hier seien das hohe Verschuldungsniveau, mit dem steigenden Zinsniveau, den Auswirkungen des Ukrainekrieges und dem Ausgang der letzten Wahlen zusammengefallen.

Coface erwartet 2023 für die Schweiz ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, für Österreich von 1,1 Prozent. Pessimistischer sind die Aussichten bei Handelspartnern wie Deutschland (-0,5 Prozent), Italien (-0,4 Prozent) oder Frankreich (0,1 Prozent). Auch bei aktuellen Zahlen zur Inflation sticht die Schweiz mit einer aktuellen Jahresrate von 3,0 Prozent (Oktober) heraus, während die Eurozone derzeit mit 10,6 Prozent kämpft.

Im europäischen Umfeld formulierte Christiane von Berg die Hoffnung, dass unter anderem staatliche Unterstützungsmassnahmen für die Wirtschaft wie im Falle Deutschlands einen stabilisierenden Effekt hätten. Dabei spielt neben der tatsächlichen fiskalischen Hilfe auch der psychologische Effekt eine wichtige Rolle. Doch dieser Winter sei nicht der letzte, in dem hohe Energiepreise zu stemmen seien. yvh

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