Pharmafirmen erleben starken Einbruch bei Rendite auf Forschung

Zürich/London - Die 20 grössten Pharmafirmen der Welt sehen sich einem unerwarteten Druck auf ihre Investitionen in die Forschung gegenüber. Laut einer Erhebung von Deloitte stiegen 2022 die Kosten und der Umsatz sank. Ihr Fazit: Der Ablauf der klinischen Versuche muss anders gestaltet werden.

Die Entwicklung neuer Therapien hat 2022 im Vergleich zum Vorjahr länger gedauert, mehr gekostet und weniger Umsatz generiert. Das ergiebt die jährliche Studie des Centre for Health Solutions der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte unter den 20 weltweit grössten Pharmaunternehmen, darunter auch Novartis und Roche. Die Studie untersuchte die durchschnittlichen Veränderungen gegenüber dem Vorjahr.

Ein Rückgang der Rendite auf Forschungsinvestitionen sei pandemiebedingt zwar unvermeidlich gewesen, wird Nico Kleyn, Partner und Leiter des Bereichs Life Sciences and Health Care von Deloitte für die Schweiz sowie für Nord- und Südeuropa, in einer zusammenfassenden Medienmitteilung zitiert. „Doch mit einem solchen Einbruch hat kaum jemand gerechnet.“

Die globale Pharmaindustrie gab 2022 zusammengenommen 139 Milliarden Dollar und damit 2 Prozent weniger für Forschung und Entwicklung aus. Die prognostizierte Kapitalrendite sank auf 1,2 Prozent, der niedrigste Wert seit Beginn der Untersuchung 2010. Gleichzeitig stieg die Entwicklungszeit für neue Medikamente vom Beginn der klinischen Studien bis zur Zulassung von 6,9 Jahren auf 7,1 Jahre – die zweitlängste Dauer seit Studienbeginn. Die Kosten dafür wuchsen um 298 Millionen Dollar auf 2,3 Milliarden Dollar. Der prognostizierte Spitzenumsatz pro Wirkstoff sank von 500 auf 389 Millionen Dollar. Bei Kooperationen sank der Umsatz von 46 auf 18 Prozent.

„Die Forschungsabteilungen der Pharmaunternehmen müssen darum den Ablauf der klinischen Versuche neu gestalten“, so Alexander Mirow, Partner und Leiter Life Sciences Consulting von Deloitte Schweiz. „Innovative digitale Technologien und Datentools“ würden die Effizienz steigern. Für die Standortsicherheit der Schweizer Pharmaindustrie brauche es laut Kleyn „eine rasche Klärung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sowie einen gemeinsamen Effort von Politik und Wirtschaft bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems.“ mm

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