Fünf Fragen an Dr. Andreas Geistlich, Verwaltungsratspräsident Ed. Geistlich Söhne AG, Schlieren, Alt Kantonsrat und Vorstand ZHK

Sie waren 10 Jahre im Zürcher Kantonsrat – welche Geschäfte haben Sie in dieser Zeit in besonderer Erinnerung?

Natürlich sind es diejenigen Geschäfte, die wir in der Kommission vorbereiteten. Die kantonale Umsetzung der STAF in Form der SV17 zum Beispiel, wo wir - um die Gemeinden und Städte ins Boot zu holen - die Senkung der Unternehmenssteuern in zwei Schritte aufteilen mussten, wovon der zweite Schritt ja jetzt ansteht. Auch spannend - weil eine völlig neue Welt für mich - war die Beratung des neuen Jagdgesetzes, welches das älteste Gesetz im Kanton Zürich ablöste. Ein persönlicher Erfolg war die Senkung der Besteuerung von Kapitalbezügen aus der Vorsorge. Ich erinnere mich noch gut, dass ich nach deren Umsetzung Dutzende Mails erhalten habe von Leuten, die ich gar nicht kenne. Das war schon sehr befriedigend.  

Seit dem Jahr 2014 sind Sie Verwaltungsratspräsident der Geistlich Pharma AG. Was sind die aktuellen Herausforderungen in Ihrer Branche und für Sie als Unternehmer?

Die Medtech-Branche ist für die Schweiz wichtig! Sie beschäftigt 70'000 Menschen und exportiert Waren im Wert von über 12 Milliarden Franken. Es ist eine sehr innovative, vielseitige und agile Industrie, die hervorragend zur Schweiz passt. Die stetig steigenden regulatorischen Anforderungen wie zum Beispiel die Einführung der Medizinprodukteverordnung in der EU erschweren jedoch zunehmend den Marktzugang. Das Zulassungs-Team bei Geistlich musste Monate investieren, um Produkte in der EU neu zu zertifizieren, welche sich schon seit über 20 Jahren klinisch auf höchstem Niveau bewähren: ein Wahnsinn! Der Wettbewerb nimmt zu und der starke Schweizer Franken erhöht den Kostendruck auf den Standort Schweiz. Kein Wunder, hat sich das Investitionsklima etwas abgekühlt.

Der Kantonsrat hat sich für die Umsetzung des zweiten Schrittes der Steuervorlage 17 ausgesprochen, die Linke hat das Referendum angedroht. Wieso braucht der Kanton Zürich diese Vorlage?

In Sachen Unternehmenssteuern ist der Kanton Zürich nach wie vor am Schluss des Umzugs anzutreffen. Mit dem zweiten Schritt vermindern wir den Rückstand auf die umliegenden Kantone und rücken ins Mittelfeld vor, wo wir auch hingehören.

Was sind aus Ihrer Sicht als Unternehmer weitere entscheidende Standortvorteile?

Wichtig sind nebst dem steuerlichen Umfeld ein schlanker, kundenorientierter Staat, der Arbeitsmarkt, das heisst die Verfügbarkeit von geeignetem Personal, und die gesetzlichen Rahmenbedingungen, eine gute Anbindung an nationale und internationale Verkehrsverbindungen und der Zugang zu Forschungsstätten.
Zürich hat hier zwar einiges zu bieten, doch dies kann nur dann die gewünschte Wirkung entfalten, wenn auch das steuerliche Umfeld für Unternehmen günstig ist. Und hier haben wir, wie bereits erwähnt, ein grosses Problem – wir sind neben Bern der teuerste Kanton in Sachen Steuern für Unternehmen. Nicht zu unterschätzen sind sodann auch die politischen Signale, die ein Standort an die Wirtschaft und Investoren aussendet. Die Juso betreibt diesbezüglich mit ihren Verbündeten und ihren Initiativen leider systematisches Anti-Marketing.

Seit dem Jahr 2015 sind Sie im Vorstand der ZHK. Was sind Ihre Erwartungen als Unternehmer an die ZHK?

Die Wirtschaft ist eine tragende Säule einer Gesellschaft und eines Staates. Wir sind die Stimme der Wirtschaft. Diese Stimme muss gehört und auch verstanden werden, nicht nur bei unseren Mitgliedern, sondern auch in der Bevölkerung. Wir sind aber auch das Ohr der Wirtschaft und müssen die Stimme der Bevölkerung hören! Ich finde deshalb Formate wie den Frühstücksevent, wo ein öffentlicher Austausch über aktuelle Themen aus der Politik, der Wirtschaft, aber auch der Gesellschaft, im Zentrum steht, überaus wertvoll. In diesen Formaten findet auch ein Austausch unter den Mitgliedern, aber auch weiteren interessierten Kreisen statt. 

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