Blockchain ist in der Schweiz eine Erfolgsgeschichte. „Blockchain ist hier ein Jobmotor, kein Hype“, sagte Semih Kaçan, Gründer des Blockchain-Beratungsunternehmens Kaco und Mitgründer des Zürcher Blockchain-Hubs Trust Square, am Lunch Talk der Zürcher Handelskammer (ZHK) am Dienstag in Zürich. Er verwies darauf, dass bis zu 500 Start-ups in diesem Bereich in der Schweiz bereits 3000 Stellen geschaffen hätten und insgesamt mit 44 Milliarden Franken bewertet würden. Allein im Trust Square seien rund 40 Firmen mit über 300 Leuten tätig. „Seit September sind wir offiziell der grösste Blockchain-Hub der Welt“, so Kaçan. Der Trust Square bringe das Beste aus der akademischen und der Unternehmenswelt zusammen, um Innovationen für Zürich und die Schweiz zu fördern. Möglich wurde das durch die Unterstützung des Kantons, aber auch der ZHK, und dank Partnerschaften etwa mit der Eidgenössischen Hochschule Zürich, den Universitäten Zürich und Luzern und den Hochschulen Luzern und Rapperswil, aber auch regulatorischen und juristischen Experten wie PwC, Farner, Froriep und Rentsch Partner.
„Wir glauben, dass die Technologie ein immenses Potenzial hat“, sagt Kaçan. Das gelte nicht nur für die Finanzbranche, sondern auch für Themen wie das eGovernment, also die digitale Verwaltung, und selbst für den Sport. Vereine könnten sich mit einer blockchain-gestützten FanID transparent und fälschungssicher mit ihren Mitgliedern vernetzen. Immobilienunternehmen könnten effizient auch kleine Anteile an ihrem Bestand an Anleger verkaufen.
Stefan Bütler betont das Potenzial der Blockchain-Technologie gerade für den Finanzplatz. Sie mache es möglich, die Positionierung der Schweiz im Finanzbereich nicht nur beizubehalten, sondern sogar zu stärken. Die Blockchain erlaube es, die Wertschöpfungsketten in der Finanzwirtschaft neuzugestalten, so der Mitgründer von Swiss Fintech Innovation und Business Manager Digitization bei der Bank Vontobel. Die Technologie eröffne neue Möglichkeiten sowohl bei den Zahlungen als auch bei den Finanzierungen und den Investitionen. Doch sie bringt auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich: Die Schlüssel zu den eigenen Guthaben an Kryptowährungen können gestohlen werden, diese Währungen seien noch sehr volatil, die Transaktionen langsam und verbrauchten noch viel Energie. Doch praktisch an allen diesen Herausforderungen werde heute gearbeitet. „Die Schweiz hat sich als Vorreiterin der Blockchain-Technologie positioniert“, so Bütlers Fazit. Sie dürfe sich aber nicht auf ihren Erfolgen ausruhen.
Regine Sauter ging noch einen Schritt weiter. „Eine etablierte Branche wie der Finanzplatz braucht Innovationen“, sagte die ZHK-Direktorin und Zürcher FDP-Nationalrätin. Die Schweizer „Regulierungstüchtigkeit“ erweise sich aber in diesem Bereich noch nicht als innovationsfreundlich genug. Gerade für Initial Coin Offerings (ICO), den öffentlichen Erstverkauf von Kryptowährungen, seien die Hürden zu hoch. Andere Länder wie Malta und selbst Liechtenstein seien da weiter. Es gebe daher Handlungsbedarf. „Nichts zu machen, wäre falsch. Denn so schnell, wie die Blockchain-Unternehmen gekommen sind, können sie auch wieder verschwinden“, so Sauter. stk