In unzähligen internationalen Innovations-Rankings erreicht die Schweiz den Spitzenplatz, so bspw. im "Global Innovation Index" der Weltorganisation für geistiges Eigentum oder im "World Competitiveness Yearbook" der Wirtschaftshochschule International Institute for Management Development. Alles bestens also? Nein, man sollte sich von diesen schmeichelhaften Rankings nicht blenden lassen. So kommt eine kürzlich vorgestellte Studie des Zürcher Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) zum Schluss, dass sich der Innovationsstandort Zürich erst auf Platz 51 von 250 europäischen Regionen wiederfinden lässt.
Wichtigkeit der Innovation für Zürich
Warum ist Innovation so wichtig für den Wirtschaftsstandort? Die Schweiz und Zürich hat keine speziellen natürlichen Ressourcen, welche verwendet oder exportiert werden können. Auch ist der Absatzmarkt im Inland sehr klein und Schweizer Unternehmen sind deswegen gezwungen, sich auf dem Weltmarkt zu behaupten. Dass die Schweiz mit dem Franken über eine sehr starke Währung verfügt, erschwert das internationale Wirtschaften zusätzlich. Aus diesen Gründen ist die Schweiz und im besonderen Masse der grösste Wirtschaftskanton Zürich auf erfolgreiche Ideen und kluge Köpfe angewiesen. Unter den schwierigen Bedingungen kann die Zürcher Wirtschaft nur konkurrenzfähig bleiben, wenn sie permanent für einen Wissensvorsprung gegenüber der nationalen und internationalen Konkurrenz sorgt. Innovationsleistungen sind die einzige Chance, den Wohlstand der Region und des Landes auf Dauer zu sichern.
Aktueller Zustand des Innovationsstandortes
Dass der Kanton Zürich gemäss der Studie des AWA im Jahr 2014 noch auf dem 18. Rang in Europa lag, seither aber 23 Plätze eingebüsst hat, ist besorgniserregend. Die Ursachen für den Abfall der Region sind mannigfaltig. So hat der Kanton Zürich bei vier der fünf untersuchten Faktoren im Bereich Innovationsoutput an Boden verloren. Insbesondere bei den Produkt- und Prozessinnovationen bei KMU, wo rund 30 Plätze verloren gingen, ist das erkennbar. Deutlich Federn lassen musste der Kanton auch bei den Designeintragungen, wo er von Rang 101 auf 179 zurückfiel. Dass der Kanton im europäischen Kontext derart an Boden verliert, erstaunt. Mit der ETH sowie weiteren Hochschulen verfügt Zürich eigentlich über einen idealen Nährboden für Innovation. Das AWA schreibt denn auch, dass die wichtigsten Einflussfaktoren, welche den Innovationsoutput steigern können, Forschung, Humankapital, Unternehmertum und die staatlichen Rahmenbedingungen sind. Im Bereich Forschung und Humankapital zählt Zürich zu den Spitzenreitern Europas, wobei der Kanton vor allem beim Thema Rekrutierung von Arbeitskräften Verbesserungspotenzial aufweist. Weniger gut schneidet Zürich im Bereich Unternehmertum und staatliche Rahmenbedingungen ab. Gerade bei der Kollaboration innovativer KMU und der Steuerbelastung besteht Luft nach oben.
Zusätzliche Herausforderungen in der Zukunft
Neben den bereits bekannten Baustellen sorgen kürzlich erfolgte und künftige Veränderungen für zusätzlichen Druck auf den Innovationsstandort. Allen voran belasten die unsicheren Beziehungen zur Europäischen Union die Innovationsfähigkeit Zürichs. Die Schweiz gilt bei Programmen von Horizon Europe derzeit als ein nicht-assoziiertes Drittland. Dadurch wird der Forschungsstandort Zürich empfindlich getroffen, da hiesige Forschungseinrichtungen im Rahmen des wichtigsten europäischen Forschungsprogramms nicht förderfähig sind. Nicht nur schadet dies Schweizer Universitäten und Hochschulen, da sie über weniger Fördermittel und internationale Vernetzung verfügen. Auch für Spitzenforscherinnen und -forscher nimmt die Attraktivität des Standorts Schweiz ab, wenn sie nicht mehr an den besten multinationalen Forschungsprojekten teilnehmen können.
Massnahmen, um den Standort zu stärken
Was braucht Zürich nun, um Punkto Innovationsfähigkeit zurück zu den Top-Regionen zu kommen? Klar ist, dass die Anbindung an Horizon Europe matchentscheidend ist. Aber auch die vom AWA skizzierten Bereiche, in denen Verbesserungspotential besteht, müssen angegangen werden. Für die Förderung der Kollaboration von innovativen Unternehmen befindet sich bereits seit Jahren ein Grossprojekt in der Pipeline, dessen Realisation endlich langsam näher rückt: Der Innovationspark Zürich. Dieser kann als Grundstruktur und Nährboden eines Ökosystems dienen, in welchem Wirtschaft und Forschung optimal zusammenwirken und gemeinsam Lösungen für die Zukunft entwickeln können. Nun gilt es, die Arbeiten und Investitionen in den Innovationspark zügig voranzutreiben. Ebenfalls angegangen werden muss ein zweiter Indikator, bei dem Zürich zurückfällt, nämlich die Steuerbelastung. Die ZHK fordert schon seit langem, dass der Kanton die Unternehmenssteuern – welche im nationalen Vergleich zu den höchsten zählen – senken muss. Ein günstiges Steuerumfeld sorgt dafür, dass innovative Unternehmen in den Kanton ziehen und neue Unternehmen vermehrt hier und nicht anderorts gegründet werden.