Risikokonferenz diskutiert Abhängigkeit der Schweiz von der EU

Zürich - Die Länderrisikokonferenz 2023 von Coface setzte einen Fokus auf die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU). Dabei referierten Expertinnen zu Aspekten der Makroökonomie, Unternehmen und Politik.

Auf der Länderrisikokonferenz des Kreditversicherers und Risikomanagers Coface in Zürich wurden in diesem Jahr neben Analysen zu Länder- und Branchenrisiken die Beziehungen zwischen der Europäischen Union (EU) und der Schweiz beleuchtet. Unter dem Titel „Neustart oder Sackgasse?“ ging es um den Neubeginn der Verhandlungen zu einem Paket mit Abkommen. Gastgeber Christian Moins, Country Manager Switzerland von Coface, betonte die Aktualität des Themas. Laut dem Bundesrat wird momentan ein Verhandlungsmandat mit der EU zu erarbeitet. Coface hat seinen Hauptsitz in Paris und agiert in der Schweiz von Zürich und Lausanne aus als internationaler Partner für Unternehmen, die ihre Export- und Investitionsentscheidungen optimieren wollen.

Die Coface-Chefvolkswirtin für die DACH- und BeNeLux-Region, Christiane von Berg, präsentierte Details des Risiko-Barometers für Länder und Sektoren für das dritte Quartal 2023. Hierin wird das Risiko der Schweizer Wirtschaft als gering mit A2 bewertet. Das sei ein gutes Ergebnis – gerade im europäischen Kontext, in dem A3 vorherrsche, sagte sie und hob auch die niedrige Inflation in der Schweiz hervor. Generell prognostizierte sie auf Basis der Datenlage: „2024 wird nur eine milde Erholung in Westeuropa bringen.“

In Bezug auf die EU konstatiert von Berg eine Abhängigkeit der Schweiz, deren wichtigste Handelspartnerin die EU sei. Für die EU steht die Schweiz bei Exporten an 4. Stelle, an 6. Stelle bei Importen. Dennoch würden von neuen Handelsabkommen beide Seiten profitieren, so die Expertin. Im Mai 2021 waren Gespräche hierüber von der Schweiz abgebrochen worden. Vor welche Herausforderungen dies Unternehmen stellt, erklärte Nathalie Stieger, Leiterin der Governmental Affairs von F. Hoffmann-La Roche und Board Member des Verbands Interpharma. Besonders relevant sei für das globale Pharmaunternehmen Roche der Zugang zu Talenten, Daten und Energiesicherheit. „Wir sind fest verwurzelt in der Schweiz und der EU, doch wir brauchen stabile Bedingungen, um hohe Investitionen zu tätigen“, sagte sie. China und die USA böten attraktive Konditionen.

Die Voraussetzungen seien dafür gegeben, dass die Verhandlungen in Kürze starten könnten, sagte die EU-Diplomatin Natalie Sleeman, die Leiterin der Sektion Handel und Wirtschaft der EU in der Schweiz. Ein rasches Handeln wäre wichtig: Mit den EU-Wahlen 2024 kommt eine neue Kommission ins Amt, was wiederum die Voraussetzungen verschiebt. Sleeman weist für die Verhandlungen auf zwei elementare Aspekte hin: Erstens sei die EU jederzeit bereit für Verhandlungen. Zweitens dürfe die Schweiz nicht aus dem Blick verlieren, dass die EU immer auch die Mitgliedsstaaten mitbedenken müsse. Aber: „Beide Seiten haben sich im Rahmen der Sondierungsgespräche Zeit genommen, um ein solides, gemeinsames Verständnis zu gewinnen.“ ce/yvh

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