Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen Deutschland schiesst im Jahr 2024 in die Höhe und erreicht ein Acht-Jahres-Hoch, veröffentlicht der Kreditversicherer und Risikomanager Coface. Demnach sei davon auszugehen, dass die Insolvenzen noch länger hoch bleiben werden.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichte die Zahl der Insolvenzen im Mai 19'341, den höchsten Stand seit Juni 2016, heisst es in der Coface-Mitteilung. Nach niedrigen Zahlen aufgrund der Massnahmen im Zuge der Covid-Pandemie sind die Insolvenzen seit 2023 jedoch wieder deutlich angestiegen und haben sich fortgesetzt. Von Januar bis Mai 2024 – für diesen Monat liegen die bisher letzten Daten vor – lagen die Zahlen sogar um 29 Prozent höher als vor einem Jahr.
Bei der Insolvenzquote ist die Branche Verkehr und Lagerhaltung mit 12,2 Fällen pro 10‘000 Unternehmen im Mai 2024 am stärksten betroffen. Die Automobilindustrie verzeichnete die höchste Zuwachsrate mit 120 Prozent. Ausnahme ist laut Coface die Agrar- und Ernährungswirtschaft. Dort ging die Zahl der Insolvenzen von Januar bis Mai 2024 um 16 Prozent zurück.
Unternehmensinsolvenzen sind mit verschiedenen Risiken verbunden, wobei das eigentliche Risiko oft die zu erwartenden Forderungen aus diesen Insolvenzen sind. Von Januar bis Mai 2024 summieren sich diese bereits auf 26,1 Milliarden Euro, ein Plus von 118 Prozent im Jahresvergleich. 2024 verspricht, eines der teuersten Jahre der letzten zwei Jahrzehnte zu werden, heisst es bei Coface. Die höchsten Forderungen gibt es im Immobiliensektor mit einem Plus von 1099 Prozent, gefolgt vom Handel, der einschliesslich Einzelhandel auf 216 Prozent kam und dem Finanz- und Versicherungssektor mit 142 Prozent.
Während die Europäische Zentralbank ihren geldpolitischen Lockerungszyklus eingeleitet hat, verschärfen sich die Kreditbedingungen der deutschen Banken weiter. Diese angespannte Finanzlage in Verbindung mit einer nur sehr langsamen Trendwende der deutschen Wirtschaft werde wahrscheinlich zu einer längeren Phase höherer Insolvenzzahlen führen. ce/gba